Stefan Ulrich - Quattro Stagioni: Ein Jahr in Rom

Eine höchst amüsante und zugleich treffende Gegengwartsbeschreibung hat der deutsche Journalist Stefan Ulrich mit «Quattro Stagioni: Ein Jahr in Rom» abgeliefert. Die süffig verfassten Geschichten sind jedem Rom-Reisenden wärmstens empfohlen und liefern Rom-Erfahrenen Stoff zum Schwelgen in Erinnerungen.

Ich zähle mich zur Sorte der Rom-Erfahrenen; nicht weil ich wie der Autor je dort gelebt, sondern Rom einfach schon bereist habe. Ein Rom-Novize quasi. Aber immerhin, die wichtigsten Ecken der geschichtsträchtigen Hauptstadt Italiens habe ich kennenlernen dürfen. Und zwar mit zwei äusserst kundigen Stadtführern. Zum einen war da der Exgardist – nennen wir ihn aus Datenschutzgründen und der Einfachheit halber Maa – der im Dienste der Schweizer Garde nicht nur die Stadt selber, sondern auch den Vatikan wie aus der Westentasche kennt. Und dessen Bruder, der sich zum Zeitpunkt unseres Aufenthalts gerade mit dem Abschluss seines Theologie-Studiums quälte, zeichnet sich gleichermassen als profunder Kenner der Gastro- wie Kulturszene aus. So sind sie eben die Geistlichen. Was uns die beiden zeigten, war mit Sicherheit nicht ausschliesslich das touristische Rom, das Rom, das man aus dem Reiseführer kennt. Und so haben wir einiges von der speziellen römischen Mentalität erfahren dürfen. Umso interessierter war ich denn auch, als mir eines Tages Maa – ein super Typ übrigens – das Buch von Stefan Ulrich mitbrachte. Es sei noch recht witzig meinte er, konnte sich aber auch nicht mehr allzu genau an den Inhalt erinnern.

Witziges aus dem Alltag

Und wie es witzig war! Ulrich erzählt minutiös, wie er mit seiner Frau und den beiden Kindern die Gelegenheit beim Schopf packte und als Auslandkorrespondet für eine Deutsche Tageszeitung mit Sack und Pack nach Rom reiste. Kaum angekommen, lernte er die römische Mentalität kennen. Oder besser: wie am in Rom lebt, respektive wie man zu leben. Die köstlichen Episoden aus dem Alltag bieten neben dem hohen Unterhaltungswert auch noch ein wenig Fremdsprachenunterricht. Und je weiter man im Buch liest, desto mehr beginnt man römisch zu ticken, weiss schon bald, welche italienischen Floskeln zu welcher Situation garantiert verwendet werden. Und man muss zugeben, die Italiener sprechen einfach eine sympathische Sprache. So nennen die Südländer ihr Natel liebevoll telefonini (Ulrichs Theorie ist absolut lesenswert) – tönt doch irgenwie herziger als das sprachlich klobige Natel oder das billige Handy. Oder man hat die Lässigkeit gerade im Ohr, wenn es tönt «ma come no» – warum auch nicht. Oder «ma certo» – klar doch. Und selbst bei Tagedieben geht die Sprache auf Kuschelkurs, und so nennt man Gauner «furbi», Halunken «farabutti» und Faulepelze – mein absoluter Liebling – «fannulloni». Überhaupt kennen die Italiener immer viel mehr Möglichkeiten, etwas auszudrücken. Beispielsweise um nein zu sagen, hier ein Link.

Weshalb man Ulrichs Buch aber unbedingt lesen sollte? Es gibt keinen speziellen Grund, aber es ist einfach unterhaltsam. Und man kann mitfühlen – oder für Neulinge, sich auf etwas gefasst machen.

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