Captcha als Gegenwartskunst - der Beginn einer Sammlung

Von Kunst verstehe ich nichts, ehrlich. Und ich möchte auch kein Kunstexperte werden. Und trotzdem verspüre ich als bekennender Sammler allerlei unnötiger Dinge die Verpflichtung, einen Teil der Gegenwart für die Nachwelt zu erhalten: Gegenwartskunst in Form von Captchas.

Jeden Tag begegne ich den verschmiert-verzerrten Bildern, die man mir vor den Latz knallt, um herauszufinden, ob ich menschlich, gut-sehend und wachen Geistes bin. Und obwohl ich mir ziemlich sicher bin, jeweils alle 3 Kriterien zu erfüllen, gelingt es mir nur selten im ersten Anlauf, die richtige Lösung zu erraten. Es ist etwa so, wie beim Zoll. Wenn ich ein Formular sehe, komme ich ins Schwitzen: was passiert, wenn ich das Captcha nicht errate? Muss ich dann alle Eingaben neu machen? Ergo mache ich mich als erstes daran, die Lösung zu finden. Erst wenn ich mir ziemlich sicher bin, dass diese Hürde genommen werden kann, werden die anderen Formular-Felder ausgefüllt. Mit einer leichten Verärgerung bereits, weil die Chance etwa 50:50 ist, dass ich den ganzen Kram in wenigen Augenblicken noch einmal niederschreiben oder korrekt ankreuzen muss. Wehe man vergisst nämlich, eine Checkbox, mit der man irgendwelche Allgemeinen Bestimmungen akzeptiert hat, die man logischerweise nicht gelesen hat, weil leider nur ein AGB-Link daneben stand und man nicht genau wusste, wo man jeder wieder landen würden. Ein elendes Dilemma also. In irgend eine Falle tappt man ohnehin, und so passiert, was passieren muss: der zweite Versuch – ein neues Captcha. Der Nervpegel steigt, man will nur noch abschliessen. Die Freude am Spass ist längst vergangen. Und nicht selten ist auch ein dritter Versuch von Nöten. Ja, das ist leider Alltag, genau so wie Spam mein Inbox zumüllen würde, hätte ich keinen ausreichenden Schutz dagegen. Captchas sind eine oftmals hilfreiche Massnahme gegen Spam, keine Frage. Aber sie sind halt leider eine verdammte Usability-Zumutung. So, jetzt ist’s raus.

Und es sprach zu mir

Und man soll ja auch das Positive sehen daran. Und genau diesen Einstieg habe ich nämlich gefunden. Genauso, wie manche den Zugang zu Gott gefunden haben: es sprach zu mir. Kein Witz, das Captcha sprach zu mir. Und nein, ich liess mir den Text nicht vorlesen. Es war eine Gedankenübertragung. Im dritten versuch stand da eindeutig und selbst für mich leserlich «fuck» – ganz meiner Meinung, dachte ich. Und nein, ich habe nicht auf einer Pornoseite herumgeturnt. Captchas können also intuitiv und witzig sein. Leider habe ich vergessen, einen Screenshot anzufertigen. Das sollte mir aber heute nicht mehr passieren. Ohne auch nur eine Sekunde zu zögern, habe ich die Printscreen-Taste gedrückt als ich im zweiten Anlauf bereits mit dem «tod» begrüsst worden bin. Und so startet die Rubrik Captcha-Art mit dem Tod. Weitere Beiträge werden zweifellos folgen. Gerne veröffentliche ich auch Zusendungen.

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