Buch oder Film, das ist keine Frage

Und es hat sich wieder einmal bewahrheitet: Ein Buch ist seiner Verfilmung in aller Regel weit überlegen. Mein aktuellstes Beispiel: Gorky Park. Aber warum kann der Film seiner Vorlage nicht gerecht werden?

Klar, einer der wesentlichsten Gründe ist sicherlich, dass ein ausgezeichnetes Buch dermassen viele Facetten bietet, die unmöglich in Spielfilmlänge wiedergegeben werden könnten. Da braucht es schon literarisch leichte Kost, wie sie beispielsweise James Patterson am Laufmeter produziert, um Geschichten ohne Niveauverlust vom Papier auf die Leinwand bringen zu können.

Am Ende gewinnt die Phantasie

Ein ebenso entscheidender Faktor, und das habe ich erst bei Film «Gorky Park» realisiert, ist die Macht der Phantasie. Beim Lesen des Thrillers wusste ich zwar, dass sich die Geschichte in den späten 70ern, frühen 80er Jahren in Russland abgespielt hat. Die Szenen, die sich dabei aber in meinem Kopf abgespielt haben, hatten einen Realitätsbezug, kamen also nicht altbacken daher. Nicht so im Film, der 1983 kurz nach der Veröffentlichung der Vorlage produziert worden ist. Es waren weniger die Kleider, Frisuren, Autos und Gebäude, die mich störten. So, wie sie im Film dargestellt worden sind, passen sie bestimmt in diese Zeit und auch an den Ort. Es ist die Erzählweise, die den Streifen antiquiert erscheinen lässt. Die Umsetzung ist für damalige Verhältnisse sicher solide, aber eben völlig verstaubt. Musik, Regie und vor allem Schnitt genügen heutigen Ansprüchen bei weitem nicht mehr. Einfach, weil man es sich anders gewohnt ist mittlerweile. Ganz im Gegensatz zur Buchversion. Die Bilder, die beim Lesen entstehen, bleiben aktuell, auch wenn die Geschichte weit in der Vergangenheit spielt.

Evolution der Phantasie

Und erst recht interessant wird es, wenn man das selbe Buch erneut liest, aber einige Jahre später. Wie verändert sich die Phantasie? Wie können wir diese Veränderung wahrnehmen? Wie kann man Phantasiekonstrukte in ihrer Evolution – so es denn eine gibt – überhaupt vergleichen? Gibt es Untersuchungen darüber? Erfahrungen? Würde ein Selbstversuch Erkenntnisse bringen, indem ein Buch jedes Jahr aufs neue gelesen und bewertet wird?

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